
MPU-Wiederholung: Warum es beim zweiten oder dritten Mal oft schwerer wird
Die zweite oder dritte MPU ist für Betroffene oft eine entmutigende Erfahrung. Während die erste Untersuchung bereits als schwierig empfunden wird, stehen Wiederholungstäter vor deutlich verschärften Anforderungen.
Die wissenschaftlichen Begutachtungsleitlinien der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) sehen bei Wiederholungsfällen systematisch strengere Kriterien vor – und das aus gutem Grund. Studien zeigen, dass die Prognosesicherheit bei Erstbegutachtungen über 85% liegt, während bei Wiederholungstätern ein erhöhtes Rückfallrisiko besteht.
Die verschärften Anforderungen sind daher nicht willkürlich, sondern wissenschaftlich begründet und dienen der Verkehrssicherheit. Dennoch ist auch eine zweite oder dritte MPU erfolgreich zu bewältigen – wenn die besonderen Herausforderungen verstanden und systematisch angegangen werden.
Wissenschaftliche Grundlagen: Warum wird es schwerer?
Die Begutachtungsleitlinien der BASt von 2022 definieren klare Verschärfungen bei Wiederholungsfällen. Der wissenschaftliche Hintergrund ist eindeutig: "Bei Wiederholungstätern ist von einer erhöhten Rückfallgefahr auszugehen, weshalb strengere Kriterien für die Fahreignung anzulegen sind".
Die BASt begründet diese Haltung mit empirischen Daten: Während bei Erstbegutachtungen etwa 57% der Teilnehmer ein positives Gutachten erhalten, sinkt diese Quote bei Wiederholungsfällen deutlich ab. Die wissenschaftliche Logik dahinter: Wer bereits einmal durch das System gegangen ist und dennoch rückfällig wurde, zeigt eine grundsätzlich höhere Problematik auf.
Verschärfte Kriterien im Detail
Verlängerte Abstinenzzeiten
Die wissenschaftlich fundierteste Verschärfung betrifft die Abstinenzzeiten. Während bei der ersten MPU oft 6-9 Monate Abstinenznachweis ausreichen, sehen die BASt-Leitlinien bei Wiederholungsfällen grundsätzlich 12 Monate oder länger vor. Diese Verlängerung basiert auf Forschungsergebnissen, die zeigen, dass längere Abstinenzzeiten bei Wiederholungstätern zu stabileren Langzeitergebnissen führen.
Tiefere Ursachenanalyse erforderlich
Die BASt fordert bei Wiederholungsfällen eine "differenzierte Ursachenanalyse" der Rückfallgründe. Gutachter müssen systematisch prüfen:
Warum die erste MPU-Prognose nicht zutreffend war
Welche Faktoren zum Rückfall führten
Ob die ursprüngliche Problematik vollständig erfasst wurde
Welche neuen Risiko- und Schutzfaktoren vorliegen
Höhere Anforderungen an Verhaltensänderung
Die wissenschaftlichen Standards verlangen bei Wiederholungstätern eine nachweisbar tiefere und stabilere Verhaltensänderung. Die BASt-Leitlinien betonen: "Die bloße Wiederholung der beim ersten Mal angewandten Strategien reicht nicht aus. Es müssen neue, erweiterte Bewältigungskonzepte entwickelt und gelebt worden sein".
Wissenschaftliche Daten zu Wiederholungstätern
Rückfallstatistiken
Die BASt-Forschung von 2013 liefert aufschlussreiche Daten: Personen ohne verkehrspsychologische Unterstützung, die erst nach der zweiten MPU ein positives Gutachten erhielten, wurden in drei Jahren zu 21,2 Prozent erneut auffällig. Dies ist mehr als doppelt so hoch wie bei erfolgreich Erstbegutachteten.
Erfolgsquoten bei Wiederholungsbegutachtungen
Die wissenschaftlichen Daten zeigen: Die Erfolgsquote bei zweiten MPUs liegt deutlich unter der von Erstbegutachtungen. Während etwa 57% aller Teilnehmer ihre erste MPU bestehen, sinkt die Quote bei Wiederholungstätern auf etwa 35-45%. Diese Zahlen spiegeln sowohl die verschärften Kriterien als auch die grundsätzlich komplexere Problematik wider.
Prognostische Faktoren bei Wiederholungsfällen
Die wissenschaftliche Forschung der BASt identifiziert spezifische Faktoren, die bei Wiederholungstätern besonders relevant sind:
Positive Prognosefaktoren:
Vollständige Einsicht in die Ursachen des Rückfalls
Entwicklung neuer, erweiterter Bewältigungsstrategien
Nachweis stabiler Lebensverhältnisse über längeren Zeitraum
Inanspruchnahme professioneller therapeutischer Hilfe
Realistische Selbsteinschätzung der eigenen Vulnerabilität
Negative Prognosefaktoren:
Verharmlosung oder Externalisierung der Rückfallverantwortung
Wiederholung der gleichen "Erfolgsstrategie" wie beim ersten Mal
Instabile psychosoziale Verhältnisse
Fehlende therapeutische Begleitung
Kurze Zeitabstände zwischen den Auffälligkeiten
Methodische Herausforderungen für Gutachter
Die wissenschaftlichen Standards der BASt definieren besondere Anforderungen an die Begutachtung von Wiederholungsfällen:
Zugang zu Vorakten
Gutachter müssen bei Wiederholungsfällen die Vorakten der ersten MPU anfordern und systematisch auswerten. Die BASt fordert eine "longitudinale Betrachtung der Persönlichkeitsentwicklung". Nur so kann beurteilt werden, ob echte Entwicklung stattgefunden hat oder lediglich oberflächliche Anpassung.
Validierte Zusatztestverfahren
Bei Wiederholungstätern kommen häufiger spezielle psychodiagnostische Instrumente zum Einsatz, die tieferliegende Persönlichkeitsmuster erfassen. Die BASt empfiehlt den "Einsatz wissenschaftlich erprobter psychodiagnostischer Instrumente zur Objektivierung der Verhaltensänderung".
Spezielle Herausforderungen nach Delikttyp
Alkoholdelikte bei Wiederholungstätern
Die EVA-MPU-Studie zeigt: Wiederholt alkoholauffällige Fahrer haben nach bestandener MPU eine Rückfallquote von 8,3% – höher als die 6,5% bei Erstauffälligen. Bei einer dritten Auffälligkeit ist praktisch immer von einer manifesten Alkoholabhängigkeit auszugehen, was noch strengere Kriterien zur Folge hat.
Drogendelikte bei Wiederholungen
Bei Drogendelikten verschärfen sich die Anforderungen besonders drastisch. Während Cannabis-Konsumenten bei der ersten MPU möglicherweise ohne Abstinenznachweis bestanden haben, ist bei Wiederholungsfällen praktisch immer ein 12-monatiger Abstinenznachweis erforderlich. Die BASt geht dann von "regelmäßigem Konsum mit Kontrollverlust" aus.
Präventive Erkenntnisse aus der Wissenschaft
Qualität der ersten Vorbereitung entscheidend
Die BASt-Forschung belegt eindeutig: Die Qualität der ersten MPU-Vorbereitung beeinflusst signifikant das Rückfallrisiko. Personen mit professioneller verkehrspsychologischer Erstbetreuung haben deutlich niedrigere Rückfallquoten und benötigen seltener eine zweite MPU.
Nachbetreuungskonzepte
Neuere BASt-Forschung entwickelt präventive Ansätze: Strukturierte Nachsorge nach bestandener MPU kann Rückfälle verhindern. Die Wissenschaft zeigt: Personen mit strukturierter Nachbetreuung haben signifikant niedrigere Rückfallquoten als solche ohne Begleitung.
Wissenschaftliche Bewertung der Prognosesicherheit
Die BASt-Forschung belegt: Bei sorgfältiger Anwendung der verschärften Kriterien liegt die Trefferquote der Eignungsprognose auch bei Wiederholungsfällen über 85%. Dies zeigt, dass die verschärften Anforderungen wissenschaftlich berechtigt und prognostisch valide sind.
Kritische Prognosefaktoren bei Wiederholungen:
Zeitraum zwischen erster MPU und Rückfall
Schwere des Rückfalldelikts im Vergleich zur Ersttat
Qualität der Krankheitseinsicht und Problembewältigung
Stabilität der psychosozialen Integration
Fazit: Wissenschaftlich begründete Verschärfung
Die wissenschaftlichen Erkenntnisse der BASt zeigen eindeutig: Die verschärften Anforderungen bei Wiederholungstätern sind nicht willkürlich, sondern empirisch begründet. Die höhere Rückfallgefahr rechtfertigt strengere Kriterien zum Schutz der Verkehrssicherheit.
Dennoch ist auch eine zweite oder dritte MPU erfolgreich zu bewältigen. Die wissenschaftlichen Daten belegen: Bei adäquater Vorbereitung und Berücksichtigung der verschärften Anforderungen können auch Wiederholungstäter erfolgreich rehabilitiert werden. Entscheidend ist das Verständnis, dass nicht die gleichen Strategien wie beim ersten Mal ausreichen, sondern neue, tiefere Ansätze erforderlich sind.
Die niedrigen Gesamtrückfallquoten von unter 10% nach drei Jahren zeigen: Das System funktioniert – auch bei Wiederholungstätern. Die verschärften Anforderungen sind dabei nicht Hindernis, sondern notwendiger Schutz für alle Verkehrsteilnehmer.
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Quellenverzeichnis
Bundesanstalt für Straßenwesen. (2022). Begutachtungsleitlinien zur Kraftfahreignung. BASt.
https://bast.opus.hbz-nrw.de/files/2664/Begutachtungsleitlinien+2022.pdf
Bundesanstalt für Straßenwesen. (2018). Begutachtungsleitlinien zur Kraftfahreignung. BASt.
https://www.bast.de/DE/Themen/Sicherheit/U1-BLL/BLL_node.html
Bundesanstalt für Straßenwesen. (2013). Rehabilitationsverlauf verkehrsauffälliger Kraftfahrer. BASt Forschung kompakt.
https://www.bast.de/DE/Publikationen/Foko/2013-2012/2012-03.html
Bundesanstalt für Straßenwesen. (2024). Begutachtung der Fahreignung 2023 (Langfassung). BASt.
https://www.bast.de/DE/Presse/Downloads/2024-09-Langfassung-MPU.pdf
Bundesanstalt für Straßenwesen. (2025). Was Gutachter in Erfahrung bringen sollen. BASt.
https://www.bast.de/DE/Themen/Sicherheit/U1-MPU/mpu-mpu/mpu_gutachter.html
Drugcom. (2024). Mit Cannabis am Steuer erwischt: Was bei der medizinisch-psychologischen Untersuchung (MPU) zu beachten ist. Drugcom.
https://www.drugcom.de/newsuebersicht/topthemen/mit-cannabis-am-steuer-erwischt-was-bei-der-medizinisch-psychologischen-untersuchung-mpu-zu-beachten-ist/