MPU-Wiederholung

MPU-Wiederholung: Warum es beim zweiten oder dritten Mal oft schwerer wird

October 19, 20255 min read

Die zweite oder dritte MPU ist für Betroffene oft eine entmutigende Erfahrung. Während die erste Untersuchung bereits als schwierig empfunden wird, stehen Wiederholungstäter vor deutlich verschärften Anforderungen.

Die wissenschaftlichen Begutachtungsleitlinien der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) sehen bei Wiederholungsfällen systematisch strengere Kriterien vor – und das aus gutem Grund. Studien zeigen, dass die Prognosesicherheit bei Erstbegutachtungen über 85% liegt, während bei Wiederholungstätern ein erhöhtes Rückfallrisiko besteht.

Die verschärften Anforderungen sind daher nicht willkürlich, sondern wissenschaftlich begründet und dienen der Verkehrssicherheit. Dennoch ist auch eine zweite oder dritte MPU erfolgreich zu bewältigen – wenn die besonderen Herausforderungen verstanden und systematisch angegangen werden.

Wissenschaftliche Grundlagen: Warum wird es schwerer?

Die Begutachtungsleitlinien der BASt von 2022 definieren klare Verschärfungen bei Wiederholungsfällen. Der wissenschaftliche Hintergrund ist eindeutig: "Bei Wiederholungstätern ist von einer erhöhten Rückfallgefahr auszugehen, weshalb strengere Kriterien für die Fahreignung anzulegen sind".

Die BASt begründet diese Haltung mit empirischen Daten: Während bei Erstbegutachtungen etwa 57% der Teilnehmer ein positives Gutachten erhalten, sinkt diese Quote bei Wiederholungsfällen deutlich ab. Die wissenschaftliche Logik dahinter: Wer bereits einmal durch das System gegangen ist und dennoch rückfällig wurde, zeigt eine grundsätzlich höhere Problematik auf.

Verschärfte Kriterien im Detail

Verlängerte Abstinenzzeiten

Die wissenschaftlich fundierteste Verschärfung betrifft die Abstinenzzeiten. Während bei der ersten MPU oft 6-9 Monate Abstinenznachweis ausreichen, sehen die BASt-Leitlinien bei Wiederholungsfällen grundsätzlich 12 Monate oder länger vor. Diese Verlängerung basiert auf Forschungsergebnissen, die zeigen, dass längere Abstinenzzeiten bei Wiederholungstätern zu stabileren Langzeitergebnissen führen.

Tiefere Ursachenanalyse erforderlich

Die BASt fordert bei Wiederholungsfällen eine "differenzierte Ursachenanalyse" der Rückfallgründe. Gutachter müssen systematisch prüfen:

  • Warum die erste MPU-Prognose nicht zutreffend war

  • Welche Faktoren zum Rückfall führten

  • Ob die ursprüngliche Problematik vollständig erfasst wurde

  • Welche neuen Risiko- und Schutzfaktoren vorliegen

Höhere Anforderungen an Verhaltensänderung

Die wissenschaftlichen Standards verlangen bei Wiederholungstätern eine nachweisbar tiefere und stabilere Verhaltensänderung. Die BASt-Leitlinien betonen: "Die bloße Wiederholung der beim ersten Mal angewandten Strategien reicht nicht aus. Es müssen neue, erweiterte Bewältigungskonzepte entwickelt und gelebt worden sein".

Wissenschaftliche Daten zu Wiederholungstätern

Rückfallstatistiken

Die BASt-Forschung von 2013 liefert aufschlussreiche Daten: Personen ohne verkehrspsychologische Unterstützung, die erst nach der zweiten MPU ein positives Gutachten erhielten, wurden in drei Jahren zu 21,2 Prozent erneut auffällig. Dies ist mehr als doppelt so hoch wie bei erfolgreich Erstbegutachteten.

Erfolgsquoten bei Wiederholungsbegutachtungen

Die wissenschaftlichen Daten zeigen: Die Erfolgsquote bei zweiten MPUs liegt deutlich unter der von Erstbegutachtungen. Während etwa 57% aller Teilnehmer ihre erste MPU bestehen, sinkt die Quote bei Wiederholungstätern auf etwa 35-45%. Diese Zahlen spiegeln sowohl die verschärften Kriterien als auch die grundsätzlich komplexere Problematik wider.

Prognostische Faktoren bei Wiederholungsfällen

Die wissenschaftliche Forschung der BASt identifiziert spezifische Faktoren, die bei Wiederholungstätern besonders relevant sind:

Positive Prognosefaktoren:

  • Vollständige Einsicht in die Ursachen des Rückfalls

  • Entwicklung neuer, erweiterter Bewältigungsstrategien

  • Nachweis stabiler Lebensverhältnisse über längeren Zeitraum

  • Inanspruchnahme professioneller therapeutischer Hilfe

  • Realistische Selbsteinschätzung der eigenen Vulnerabilität

Negative Prognosefaktoren:

  • Verharmlosung oder Externalisierung der Rückfallverantwortung

  • Wiederholung der gleichen "Erfolgsstrategie" wie beim ersten Mal

  • Instabile psychosoziale Verhältnisse

  • Fehlende therapeutische Begleitung

  • Kurze Zeitabstände zwischen den Auffälligkeiten

Methodische Herausforderungen für Gutachter

Die wissenschaftlichen Standards der BASt definieren besondere Anforderungen an die Begutachtung von Wiederholungsfällen:

Zugang zu Vorakten

Gutachter müssen bei Wiederholungsfällen die Vorakten der ersten MPU anfordern und systematisch auswerten. Die BASt fordert eine "longitudinale Betrachtung der Persönlichkeitsentwicklung". Nur so kann beurteilt werden, ob echte Entwicklung stattgefunden hat oder lediglich oberflächliche Anpassung.

Validierte Zusatztestverfahren

Bei Wiederholungstätern kommen häufiger spezielle psychodiagnostische Instrumente zum Einsatz, die tieferliegende Persönlichkeitsmuster erfassen. Die BASt empfiehlt den "Einsatz wissenschaftlich erprobter psychodiagnostischer Instrumente zur Objektivierung der Verhaltensänderung".

Spezielle Herausforderungen nach Delikttyp

Alkoholdelikte bei Wiederholungstätern

Die EVA-MPU-Studie zeigt: Wiederholt alkoholauffällige Fahrer haben nach bestandener MPU eine Rückfallquote von 8,3% – höher als die 6,5% bei Erstauffälligen. Bei einer dritten Auffälligkeit ist praktisch immer von einer manifesten Alkoholabhängigkeit auszugehen, was noch strengere Kriterien zur Folge hat.

Drogendelikte bei Wiederholungen

Bei Drogendelikten verschärfen sich die Anforderungen besonders drastisch. Während Cannabis-Konsumenten bei der ersten MPU möglicherweise ohne Abstinenznachweis bestanden haben, ist bei Wiederholungsfällen praktisch immer ein 12-monatiger Abstinenznachweis erforderlich. Die BASt geht dann von "regelmäßigem Konsum mit Kontrollverlust" aus.

Präventive Erkenntnisse aus der Wissenschaft

Qualität der ersten Vorbereitung entscheidend

Die BASt-Forschung belegt eindeutig: Die Qualität der ersten MPU-Vorbereitung beeinflusst signifikant das Rückfallrisiko. Personen mit professioneller verkehrspsychologischer Erstbetreuung haben deutlich niedrigere Rückfallquoten und benötigen seltener eine zweite MPU.

Nachbetreuungskonzepte

Neuere BASt-Forschung entwickelt präventive Ansätze: Strukturierte Nachsorge nach bestandener MPU kann Rückfälle verhindern. Die Wissenschaft zeigt: Personen mit strukturierter Nachbetreuung haben signifikant niedrigere Rückfallquoten als solche ohne Begleitung.

Wissenschaftliche Bewertung der Prognosesicherheit

Die BASt-Forschung belegt: Bei sorgfältiger Anwendung der verschärften Kriterien liegt die Trefferquote der Eignungsprognose auch bei Wiederholungsfällen über 85%. Dies zeigt, dass die verschärften Anforderungen wissenschaftlich berechtigt und prognostisch valide sind.

Kritische Prognosefaktoren bei Wiederholungen:

  • Zeitraum zwischen erster MPU und Rückfall

  • Schwere des Rückfalldelikts im Vergleich zur Ersttat

  • Qualität der Krankheitseinsicht und Problembewältigung

  • Stabilität der psychosozialen Integration

Fazit: Wissenschaftlich begründete Verschärfung

Die wissenschaftlichen Erkenntnisse der BASt zeigen eindeutig: Die verschärften Anforderungen bei Wiederholungstätern sind nicht willkürlich, sondern empirisch begründet. Die höhere Rückfallgefahr rechtfertigt strengere Kriterien zum Schutz der Verkehrssicherheit.

Dennoch ist auch eine zweite oder dritte MPU erfolgreich zu bewältigen. Die wissenschaftlichen Daten belegen: Bei adäquater Vorbereitung und Berücksichtigung der verschärften Anforderungen können auch Wiederholungstäter erfolgreich rehabilitiert werden. Entscheidend ist das Verständnis, dass nicht die gleichen Strategien wie beim ersten Mal ausreichen, sondern neue, tiefere Ansätze erforderlich sind.

Die niedrigen Gesamtrückfallquoten von unter 10% nach drei Jahren zeigen: Das System funktioniert – auch bei Wiederholungstätern. Die verschärften Anforderungen sind dabei nicht Hindernis, sondern notwendiger Schutz für alle Verkehrsteilnehmer.

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Quellenverzeichnis

Bundesanstalt für Straßenwesen. (2022). Begutachtungsleitlinien zur Kraftfahreignung. BASt.
https://bast.opus.hbz-nrw.de/files/2664/Begutachtungsleitlinien+2022.pdf

Bundesanstalt für Straßenwesen. (2018). Begutachtungsleitlinien zur Kraftfahreignung. BASt.
https://www.bast.de/DE/Themen/Sicherheit/U1-BLL/BLL_node.html

Bundesanstalt für Straßenwesen. (2013). Rehabilitationsverlauf verkehrsauffälliger Kraftfahrer. BASt Forschung kompakt.
https://www.bast.de/DE/Publikationen/Foko/2013-2012/2012-03.html

Bundesanstalt für Straßenwesen. (2024). Begutachtung der Fahreignung 2023 (Langfassung). BASt.
https://www.bast.de/DE/Presse/Downloads/2024-09-Langfassung-MPU.pdf

Bundesanstalt für Straßenwesen. (2025). Was Gutachter in Erfahrung bringen sollen. BASt.
https://www.bast.de/DE/Themen/Sicherheit/U1-MPU/mpu-mpu/mpu_gutachter.html

Drugcom. (2024). Mit Cannabis am Steuer erwischt: Was bei der medizinisch-psychologischen Untersuchung (MPU) zu beachten ist. Drugcom.
https://www.drugcom.de/newsuebersicht/topthemen/mit-cannabis-am-steuer-erwischt-was-bei-der-medizinisch-psychologischen-untersuchung-mpu-zu-beachten-ist/


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