Rückfall nach bestandener MPU

Rückfall nach bestandener MPU: Was nun?

October 19, 20254 min read

Es ist ein Alptraum-Szenario für jeden, der bereits eine MPU erfolgreich hinter sich gebracht hat: Trotz bestandener Untersuchung und wiedererlangter Fahrerlaubnis kommt es erneut zu einem Verkehrsverstoß.

Die wissenschaftliche Forschung zeigt, dass etwa 6,5% bis 8,3% der MPU-Absolventen innerhalb von drei Jahren einen Rückfall erleiden. Doch was bedeutet dies rechtlich und praktisch?

Die Begutachtungsleitlinien der Bundesanstalt für Straßenwesen und die Rechtsprechung haben klare Vorgaben für den Umgang mit Wiederholungsfällen entwickelt. Ein Rückfall führt zu verschärften Anforderungen, aber keineswegs zu einem automatischen Ausschluss von der Wiedererlangung der Fahrerlaubnis.

Wissenschaftliche Grundlagen: Rückfallraten und Risikofaktoren

Die wissenschaftliche Forschung der Bundesanstalt für Straßenwesen dokumentiert präzise Rückfallquoten nach bestandener MPU. Die EVA-MPU-Studie der Universität Bonn zeigt: Nach drei Jahren werden 6,5% der Erst-Auffälligen und 8,3% der wiederholt Auffälligen erneut alkoholauffällig. Diese niedrigen Zahlen belegen zwar die hohe Wirksamkeit der MPU, verdeutlichen aber auch, dass Rückfälle vorkommen.

Die BASt-Forschung identifiziert spezifische Risikofaktoren für Rückfälle:

  • Unvollständige Aufarbeitung der ursprünglichen Problematik

  • Fehlende langfristige Bewältigungsstrategien

  • Unzureichende soziale Integration

  • Mangelnde Krankheitseinsicht bei Suchtproblematik

Rechtliche Konsequenzen nach wissenschaftlichen Erkenntnissen

Verschärfte Begutachtungskriterien

Die Begutachtungsleitlinien zur Kraftfahreignung von 2022 definieren klare Verschärfungen bei Rückfällen. Die BASt stellt fest: "Bei Wiederholungstätern ist von einer erhöhten Rückfallgefahr auszugehen, weshalb strengere Kriterien für die Fahreignung anzulegen sind".

Verlängerte Abstinenzzeiten

Wissenschaftliche Studien belegen, dass längere Abstinenzzeiten bei Wiederholungstätern zu stabileren Langzeitergebnissen führen. Die BASt-Leitlinien sehen daher bei Rückfällen grundsätzlich verlängerte Nachweiszeiten vor:

  • Erste MPU: oft 6-9 Monate Abstinenznachweis

  • Wiederholungsfall: regelmäßig 12 Monate oder länger

Wissenschaftliche Analyse der Rückfallfaktoren

Qualität der ursprünglichen Vorbereitung

Die BASt-Forschung von 2013 zeigt einen deutlichen Zusammenhang zwischen Vorbereitungsqualität und Rückfallrisiko: Personen ohne verkehrspsychologische Unterstützung, die erst nach der zweiten MPU ein positives Gutachten erhielten, wurden in drei Jahren zu 21,2 Prozent erneut auffällig. Dies ist mehr als doppelt so hoch wie bei professionell vorbereiteten Personen.

Unterschiede nach Delikttyp

Die wissenschaftlichen Daten zeigen erhebliche Unterschiede in den Rückfallmustern:

  • Alkoholdelikte: 6,5-8,3% Rückfall nach 3 Jahren

  • Verkehrsauffälligkeiten: 73,7% Rückfall nach 3 Jahren

  • Drogendelikte: mittleres Rückfallrisiko zwischen den anderen Gruppen

Prognostische Faktoren aus wissenschaftlicher Sicht

Die BASt-Forschung identifiziert mehrere wissenschaftlich validierte Prognosefaktoren für erfolgreiche Rehabilitation nach Rückfällen:

Positive Prognosefaktoren:

  • Vollständige Einsicht in die Problematik und deren Ursachen

  • Nachweisbare Verhaltensmodifikation seit dem Rückfall

  • Stabile psychosoziale Integration

  • Langfristige therapeutische Begleitung bei Suchtproblematik

Negative Prognosefaktoren:

  • Verharmlosung oder Externalisierung der Verantwortung

  • Fehlende Veränderungsbereitschaft

  • Instabile Lebensverhältnisse

  • Mehrfache Rückfälle in kurzen Zeitabständen

Wissenschaftliche Evaluation von Interventionsmaßnahmen

Nachschulungskurse bei Rückfällen

Die BASt-Forschung zeigt: Auch bei Rückfällen können ergänzende Maßnahmen wie § 70-Kurse wirksam sein. Die wissenschaftlichen Daten belegen eine Rückfallwahrscheinlichkeit bei § 70-FeV-Kursen von nur sieben Prozent in einem Zeitraum von drei Jahren nach Neuerteilung – auch bei Wiederholungstätern.

Verlängerte Bewährungszeiten

Wissenschaftliche Studien belegen, dass verlängerte Überwachungszeiträume bei Wiederholungstätern die Langzeitstabilität erhöhen. Die BASt empfiehlt daher regelmäßige Nachkontrollen und gestufte Wiedereingliederung.

Methodische Anforderungen an die Rückfall-Begutachtung

Die wissenschaftlichen Standards der BASt definieren spezielle Anforderungen für die Begutachtung von Rückfällen:

Differenzierte Ursachenanalyse:

  • Systematische Analyse der Umstände des Rückfalls

  • Bewertung der ursprünglichen Prognosefaktoren

  • Identifikation neuer Risiko- und Schutzfaktoren

Validierte Testverfahren:

  • Einsatz wissenschaftlich erprobter psychodiagnostischer Instrumente

  • Objektivierung der Verhaltensänderung durch standardisierte Verfahren

  • Longitudinale Betrachtung der Persönlichkeitsentwicklung

Wissenschaftliche Erkenntnisse zur Zweitprognose

Die Forschung zeigt: Die Prognosegenauigkeit bei Wiederholungsfällen ist wissenschaftlich gut validiert, wenn die Begutachtung nach den aktuellen Leitlinien erfolgt. Eine Studie der BASt belegt: Bei sorgfältiger Anwendung der verschärften Kriterien liegt die Trefferquote der Eignungsprognose auch bei Rückfällen über 85%.

Kritische Prognosefaktoren:

  • Zeitraum zwischen erster MPU und Rückfall

  • Schwere des Rückfalldelikts im Vergleich zur Ersttat

  • Veränderung der Lebenssituation seit der ersten MPU

  • Qualität der Krankheitseinsicht und Problembewältigung

Präventive Ansätze aus wissenschaftlicher Sicht

Die BASt-Forschung entwickelt zunehmend präventive Ansätze zur Rückfallverhütung:

Nachbetreuungskonzepte:

  • Strukturierte Nachsorge nach bestandener MPU

  • Regelmäßige Selbstevaluierung und externe Kontrolle

  • Frühwarnsysteme bei Risikosituationen

Wissenschaftlich evaluierte Präventionsprogramme:

Die Forschung zeigt: Personen mit strukturierter Nachbetreuung haben signifikant niedrigere Rückfallquoten als solche ohne Begleitung.

Fazit: Wissenschaftlich fundierte Rehabilitation auch nach Rückfällen

Die wissenschaftlichen Erkenntnisse der BASt und universitärer Forschung zeigen: Ein Rückfall nach bestandener MPU ist kein Grund zur Resignation, sondern ein Anlass für intensivierte, wissenschaftlich fundierte Intervention. Die Forschung belegt, dass auch Wiederholungstäter bei adäquater Vorbereitung und verlängerten Bewährungszeiten erfolgreich rehabilitiert werden können.

Entscheidend ist die Anwendung wissenschaftlich validierter Methoden sowohl bei der Begutachtung als auch bei der Vorbereitung. Die BASt-Leitlinien bieten hierfür einen evidenzbasierten Rahmen, der sowohl die Verkehrssicherheit als auch die Rehabilitationschancen der Betroffenen berücksichtigt.

Die niedrigen Gesamtrückfallquoten von unter 10% nach drei Jahren belegen die grundsätzliche Wirksamkeit des MPU-Systems. Auch bei den wenigen auftretenden Rückfällen ist eine erfolgreiche Rehabilitation möglich – vorausgesetzt, sie erfolgt nach wissenschaftlichen Standards.

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Quellenverzeichnis

Bundesanstalt für Straßenwesen. (2022). Begutachtungsleitlinien zur Kraftfahreignung. BASt.
https://bast.opus.hbz-nrw.de/files/2664/Begutachtungsleitlinien+2022.pdf

Bundesanstalt für Straßenwesen. (2018). Begutachtungsleitlinien zur Kraftfahreignung. BASt.
https://www.bast.de/DE/Themen/Sicherheit/U1-BLL/BLL_node.html

Bundesanstalt für Straßenwesen. (2013). Rehabilitationsverlauf verkehrsauffälliger Kraftfahrer. BASt Forschung kompakt.
https://www.bast.de/DE/Publikationen/Foko/2013-2012/2012-03.html

Bundesanstalt für Straßenwesen. (2025). Was Gutachter in Erfahrung bringen sollen. BASt.
https://www.bast.de/DE/Themen/Sicherheit/U1-MPU/mpu-mpu/mpu_gutachter.html

TÜV-Verband. (2015). EVA-MPU – Zur Legalbewährung alkoholauffälliger Kraftfahrer nach medizinisch-psychologischer Begutachtung. TÜV-Verband.
https://mitglieder.tuev-verband.de/archiv/dok_view?oid=514432

Universität Bonn / TÜV-Verband. (2011). MPU schützt vor Rückfällen - Studie der Universität Bonn. Presseportal.
https://www.presseportal.de/pm/65031/2110985


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