
Rückfall nach bestandener MPU: Was nun?
Es ist ein Alptraum-Szenario für jeden, der bereits eine MPU erfolgreich hinter sich gebracht hat: Trotz bestandener Untersuchung und wiedererlangter Fahrerlaubnis kommt es erneut zu einem Verkehrsverstoß.
Die wissenschaftliche Forschung zeigt, dass etwa 6,5% bis 8,3% der MPU-Absolventen innerhalb von drei Jahren einen Rückfall erleiden. Doch was bedeutet dies rechtlich und praktisch?
Die Begutachtungsleitlinien der Bundesanstalt für Straßenwesen und die Rechtsprechung haben klare Vorgaben für den Umgang mit Wiederholungsfällen entwickelt. Ein Rückfall führt zu verschärften Anforderungen, aber keineswegs zu einem automatischen Ausschluss von der Wiedererlangung der Fahrerlaubnis.
Wissenschaftliche Grundlagen: Rückfallraten und Risikofaktoren
Die wissenschaftliche Forschung der Bundesanstalt für Straßenwesen dokumentiert präzise Rückfallquoten nach bestandener MPU. Die EVA-MPU-Studie der Universität Bonn zeigt: Nach drei Jahren werden 6,5% der Erst-Auffälligen und 8,3% der wiederholt Auffälligen erneut alkoholauffällig. Diese niedrigen Zahlen belegen zwar die hohe Wirksamkeit der MPU, verdeutlichen aber auch, dass Rückfälle vorkommen.
Die BASt-Forschung identifiziert spezifische Risikofaktoren für Rückfälle:
Unvollständige Aufarbeitung der ursprünglichen Problematik
Fehlende langfristige Bewältigungsstrategien
Unzureichende soziale Integration
Mangelnde Krankheitseinsicht bei Suchtproblematik
Rechtliche Konsequenzen nach wissenschaftlichen Erkenntnissen
Verschärfte Begutachtungskriterien
Die Begutachtungsleitlinien zur Kraftfahreignung von 2022 definieren klare Verschärfungen bei Rückfällen. Die BASt stellt fest: "Bei Wiederholungstätern ist von einer erhöhten Rückfallgefahr auszugehen, weshalb strengere Kriterien für die Fahreignung anzulegen sind".
Verlängerte Abstinenzzeiten
Wissenschaftliche Studien belegen, dass längere Abstinenzzeiten bei Wiederholungstätern zu stabileren Langzeitergebnissen führen. Die BASt-Leitlinien sehen daher bei Rückfällen grundsätzlich verlängerte Nachweiszeiten vor:
Erste MPU: oft 6-9 Monate Abstinenznachweis
Wiederholungsfall: regelmäßig 12 Monate oder länger
Wissenschaftliche Analyse der Rückfallfaktoren
Qualität der ursprünglichen Vorbereitung
Die BASt-Forschung von 2013 zeigt einen deutlichen Zusammenhang zwischen Vorbereitungsqualität und Rückfallrisiko: Personen ohne verkehrspsychologische Unterstützung, die erst nach der zweiten MPU ein positives Gutachten erhielten, wurden in drei Jahren zu 21,2 Prozent erneut auffällig. Dies ist mehr als doppelt so hoch wie bei professionell vorbereiteten Personen.
Unterschiede nach Delikttyp
Die wissenschaftlichen Daten zeigen erhebliche Unterschiede in den Rückfallmustern:
Alkoholdelikte: 6,5-8,3% Rückfall nach 3 Jahren
Verkehrsauffälligkeiten: 73,7% Rückfall nach 3 Jahren
Drogendelikte: mittleres Rückfallrisiko zwischen den anderen Gruppen
Prognostische Faktoren aus wissenschaftlicher Sicht
Die BASt-Forschung identifiziert mehrere wissenschaftlich validierte Prognosefaktoren für erfolgreiche Rehabilitation nach Rückfällen:
Positive Prognosefaktoren:
Vollständige Einsicht in die Problematik und deren Ursachen
Nachweisbare Verhaltensmodifikation seit dem Rückfall
Stabile psychosoziale Integration
Langfristige therapeutische Begleitung bei Suchtproblematik
Negative Prognosefaktoren:
Verharmlosung oder Externalisierung der Verantwortung
Fehlende Veränderungsbereitschaft
Instabile Lebensverhältnisse
Mehrfache Rückfälle in kurzen Zeitabständen
Wissenschaftliche Evaluation von Interventionsmaßnahmen
Nachschulungskurse bei Rückfällen
Die BASt-Forschung zeigt: Auch bei Rückfällen können ergänzende Maßnahmen wie § 70-Kurse wirksam sein. Die wissenschaftlichen Daten belegen eine Rückfallwahrscheinlichkeit bei § 70-FeV-Kursen von nur sieben Prozent in einem Zeitraum von drei Jahren nach Neuerteilung – auch bei Wiederholungstätern.
Verlängerte Bewährungszeiten
Wissenschaftliche Studien belegen, dass verlängerte Überwachungszeiträume bei Wiederholungstätern die Langzeitstabilität erhöhen. Die BASt empfiehlt daher regelmäßige Nachkontrollen und gestufte Wiedereingliederung.
Methodische Anforderungen an die Rückfall-Begutachtung
Die wissenschaftlichen Standards der BASt definieren spezielle Anforderungen für die Begutachtung von Rückfällen:
Differenzierte Ursachenanalyse:
Systematische Analyse der Umstände des Rückfalls
Bewertung der ursprünglichen Prognosefaktoren
Identifikation neuer Risiko- und Schutzfaktoren
Validierte Testverfahren:
Einsatz wissenschaftlich erprobter psychodiagnostischer Instrumente
Objektivierung der Verhaltensänderung durch standardisierte Verfahren
Longitudinale Betrachtung der Persönlichkeitsentwicklung
Wissenschaftliche Erkenntnisse zur Zweitprognose
Die Forschung zeigt: Die Prognosegenauigkeit bei Wiederholungsfällen ist wissenschaftlich gut validiert, wenn die Begutachtung nach den aktuellen Leitlinien erfolgt. Eine Studie der BASt belegt: Bei sorgfältiger Anwendung der verschärften Kriterien liegt die Trefferquote der Eignungsprognose auch bei Rückfällen über 85%.
Kritische Prognosefaktoren:
Zeitraum zwischen erster MPU und Rückfall
Schwere des Rückfalldelikts im Vergleich zur Ersttat
Veränderung der Lebenssituation seit der ersten MPU
Qualität der Krankheitseinsicht und Problembewältigung
Präventive Ansätze aus wissenschaftlicher Sicht
Die BASt-Forschung entwickelt zunehmend präventive Ansätze zur Rückfallverhütung:
Nachbetreuungskonzepte:
Strukturierte Nachsorge nach bestandener MPU
Regelmäßige Selbstevaluierung und externe Kontrolle
Frühwarnsysteme bei Risikosituationen
Wissenschaftlich evaluierte Präventionsprogramme:
Die Forschung zeigt: Personen mit strukturierter Nachbetreuung haben signifikant niedrigere Rückfallquoten als solche ohne Begleitung.
Fazit: Wissenschaftlich fundierte Rehabilitation auch nach Rückfällen
Die wissenschaftlichen Erkenntnisse der BASt und universitärer Forschung zeigen: Ein Rückfall nach bestandener MPU ist kein Grund zur Resignation, sondern ein Anlass für intensivierte, wissenschaftlich fundierte Intervention. Die Forschung belegt, dass auch Wiederholungstäter bei adäquater Vorbereitung und verlängerten Bewährungszeiten erfolgreich rehabilitiert werden können.
Entscheidend ist die Anwendung wissenschaftlich validierter Methoden sowohl bei der Begutachtung als auch bei der Vorbereitung. Die BASt-Leitlinien bieten hierfür einen evidenzbasierten Rahmen, der sowohl die Verkehrssicherheit als auch die Rehabilitationschancen der Betroffenen berücksichtigt.
Die niedrigen Gesamtrückfallquoten von unter 10% nach drei Jahren belegen die grundsätzliche Wirksamkeit des MPU-Systems. Auch bei den wenigen auftretenden Rückfällen ist eine erfolgreiche Rehabilitation möglich – vorausgesetzt, sie erfolgt nach wissenschaftlichen Standards.
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Quellenverzeichnis
Bundesanstalt für Straßenwesen. (2022). Begutachtungsleitlinien zur Kraftfahreignung. BASt.
https://bast.opus.hbz-nrw.de/files/2664/Begutachtungsleitlinien+2022.pdf
Bundesanstalt für Straßenwesen. (2018). Begutachtungsleitlinien zur Kraftfahreignung. BASt.
https://www.bast.de/DE/Themen/Sicherheit/U1-BLL/BLL_node.html
Bundesanstalt für Straßenwesen. (2013). Rehabilitationsverlauf verkehrsauffälliger Kraftfahrer. BASt Forschung kompakt.
https://www.bast.de/DE/Publikationen/Foko/2013-2012/2012-03.html
Bundesanstalt für Straßenwesen. (2025). Was Gutachter in Erfahrung bringen sollen. BASt.
https://www.bast.de/DE/Themen/Sicherheit/U1-MPU/mpu-mpu/mpu_gutachter.html
TÜV-Verband. (2015). EVA-MPU – Zur Legalbewährung alkoholauffälliger Kraftfahrer nach medizinisch-psychologischer Begutachtung. TÜV-Verband.
https://mitglieder.tuev-verband.de/archiv/dok_view?oid=514432
Universität Bonn / TÜV-Verband. (2011). MPU schützt vor Rückfällen - Studie der Universität Bonn. Presseportal.
https://www.presseportal.de/pm/65031/2110985