
Rückfallquoten nach bestandener MPU: Wie hoch ist das Risiko wirklich?
Die medizinisch-psychologische Untersuchung (MPU) gilt als Hürde auf dem Weg zurück zum Führerschein – doch wie erfolgreich ist sie langfristig? Für viele Betroffene stellt sich nach bestandener MPU die bange Frage: Wie hoch ist das Risiko, erneut auffällig zu werden?
Wissenschaftliche Langzeitstudien der letzten Jahre liefern überraschend positive Antworten: Die MPU erweist sich als äußerst wirksames Instrument zur Rückfallprävention.
Über 90 Prozent der Personen, die eine MPU erfolgreich bestanden haben, werden innerhalb der folgenden drei Jahre nicht mehr verkehrsauffällig. Diese Zahlen belegen eindrucksvoll die Prognosesicherheit und präventive Wirkung der medizinisch-psychologischen Begutachtung.
Die EVA-MPU-Studie: Wissenschaftliche Grundlage
Die umfassendste wissenschaftliche Untersuchung zur Wirksamkeit der MPU ist die „E
VA-MPU"-Studie der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn im Auftrag des TÜV-Verbandes. Diese repräsentative Langzeitstudie untersuchte 1.600 ehemalige MPU-Teilnehmer über einen Zeitraum von drei Jahren nach Wiedererteilung der Fahrerlaubnis.
Die zentralen Ergebnisse sind beeindruckend: Deutlich über 90 Prozent aller Fahrer, die durch die MPU ihre Fahrerlaubnis wiedererhalten hatten, wurden nicht mehr rückfällig.
Sie bekamen ihr problematisches Verhalten dauerhaft in den Griff. Als Vergleichsgruppe dienten 3.200 Kraftfahrer, die mit einer Alkohol-Ordnungswidrigkeit auffällig geworden waren, ohne dass eine MPU erforderlich wurde.
Wissenschaftliche Daten der Bundesanstalt für Straßenwesen
Die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) hat in ihrer Forschungsreihe „Forschung kompakt" aus dem Jahr 2013 detaillierte Analysen zur Legalbewährung verkehrsauffälliger Kraftfahrer veröffentlicht. Diese wissenschaftliche Untersuchung von Simone Klipp zeigt differenzierte Rückfallquoten je nach Delikttyp und Maßnahme.
Alkoholdelikte - Drei-Jahres-Betrachtung:
Nach positiver MPU bei Erst-Auffälligen: 6,5% Rückfallquote
Nach positiver MPU bei wiederholt Auffälligen: 8,3% Rückfallquote
Nach § 70-Kurs bei Erst-Auffälligen: 8,0% Rückfallquote
Nach § 70-Kurs bei wiederholt Auffälligen: 6,8% Rückfallquote
Zum Vergleich: Die Rückfallquote bei Personen mit Alkohol-Ordnungswidrigkeiten ohne MPU lag bei 8,2%. Dies belegt wissenschaftlich, dass die MPU die Rückfallhäufigkeit bei schwerwiegenden Fällen auf das gleiche niedrige Niveau wie bei leichteren Verstößen senkt.
Langzeitbetrachtung: 10-Jahres-Verlauf nach BASt-Forschung
Die wissenschaftliche Langzeitanalyse der BASt über zehn Jahre zeigt:
Wird der Beobachtungszeitraum auf zehn Jahre ausgedehnt, wird etwa jeder dritte Alkoholfahrer nach einer positiven MPU erneut rückfällig – das entspricht 33 Prozent.
Diese Zahlen verdeutlichen, dass der präventive Effekt der MPU zwar stark ist, aber mit der Zeit abnimmt.
Über die gesamte Lebensspanne betrachtet fallen von den Alkoholstraftätern mit einer Blutalkoholkonzentration von 1,6 Promille und mehr rund 50 Prozent wieder auf. Dies unterstreicht die wissenschaftlich dokumentierte Schwierigkeit einer dauerhaften Verhaltensänderung bei schweren Alkoholproblemen.
Verkehrsauffälligkeiten: Unterschiedliche Wirksamkeit
Eine wichtige wissenschaftliche Erkenntnis der BASt-Studie: Die MPU zeigt bei verschiedenen Delikttypen unterschiedliche Wirksamkeit. Bei Verkehrsauffälligkeiten (sogenannte „Punktetäter") wurden 73,7% innerhalb von drei Jahren erneut auffällig. Dies macht deutlich, dass die MPU bei Alkohol- und Drogendelikten deutlich wirksamer ist als bei reinen Verkehrsverstößen.
Vergleich wissenschaftlicher Evaluationsstudien
Mehrere wissenschaftliche Studien haben die Wirksamkeit der MPU evaluiert:
ALKOEVA-Studie:
18,8% der positiv Begutachteten wurden nach drei Jahren erneut alkoholauffällig
13,5% der Kursteilnehmer wurden rückfällig
Nach fünf Jahren: 26,4% (positive MPU) bzw. 21,6% (Kurs)
EVAGUT-Studie:
9,9% bis 12,2% Rückfallquote nach positivem Gutachten
11,3% bis 14,5% nach Kursteilnahme
Die neueste EVA-MPU-Studie zeigt mit 6,5% bis 8,3% deutlich niedrigere Rückfallquoten, was auf eine verbesserte Prognosesicherheit der MPU-Begutachtung hindeutet.
Wissenschaftliche Bewertung der Nachschulungskurse
Die BASt-Forschung zeigt auch die Wirksamkeit ergänzender Maßnahmen:
§ 70-Kurse:
Die wissenschaftlichen Daten belegen eine Rückfallwahrscheinlichkeit bei § 70-FeV-Kursen von nur sieben Prozent in einem Zeitraum von drei Jahren nach Neuerteilung der Fahrerlaubnis.
NAFA-Kurse (Nachschulung für Alkohol-auffällige Fahranfänger):
Wissenschaftliche Evaluation zeigt: Die Rückfallquote der Fahrer, die an einer NAFA teilnahmen, lag nach drei Jahren bei 14,4% – deutlich niedriger als die 31,6% vor Einführung der Kurse.
Wissenschaftliche Einordnung der Prognosesicherheit
Die Haufe-Publikation „Die Medizinisch-Psychologische Untersuchung – Wirksamkeit der MPU" von 2024 bestätigt die hohe wissenschaftliche Qualität der MPU-Prognosen. Die niedrigen Rückfallquoten belegen, dass durch die standardisierten Begutachtungsverfahren eine zuverlässige Einschätzung der zukünftigen Fahreignung möglich ist.
Methodische Qualität der wissenschaftlichen Studien
Die TÜV-Verband-Studien verwenden wissenschaftlich anerkannte Methoden:
Repräsentative Stichproben mit ausreichender Größe
Kontrollgruppen ohne MPU zum Vergleich
Longitudinale Beobachtungszeiträume von 3-10 Jahren
Standardisierte Rückfalldefinitionen
Berücksichtigung verschiedener Delikttypen
Diese methodische Qualität macht die Ergebnisse wissenschaftlich belastbar und übertragbar.
Fazit: Wissenschaftlich belegte Wirksamkeit
Die wissenschaftlichen Daten sind eindeutig: Die MPU ist eine äußerst wirksame Maßnahme zur Rückfallprävention. Mit Rückfallquoten von nur 6,5% bis 8,3% nach drei Jahren bei Alkoholdelikten übertrifft sie deutlich die Erwartungen.
Besonders bemerkenswert ist die wissenschaftlich belegte Tatsache, dass die MPU die Rückfallhäufigkeit bei schwerwiegenden Fällen auf das gleiche niedrige Niveau wie bei leichteren Verstößen senkt. Dies belegt die hohe Prognosesicherheit der verkehrspsychologischen Begutachtung nach wissenschaftlichen Standards.
Die Forschungsergebnisse der BASt und universitärer Einrichtungen zeigen jedoch auch Grenzen auf: Bei reinen Verkehrsauffälligkeiten ist die Wirksamkeit geringer, und langfristig (über 10 Jahre) steigen die Rückfallquoten an. Dennoch bleibt die MPU das wissenschaftlich best-evaluierte Instrument zur Prognose der Fahreignung.
Du möchtest deine MPU wissenschaftlich fundiert angehen und dabei von den nachgewiesenen niedrigen Rückfallquoten profitieren? Wir von MaPro orientieren uns strikt an den wissenschaftlichen Erkenntnissen der BASt und universitärer Forschung.
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Quellenverzeichnis
Bundesanstalt für Straßenwesen. (2013). Rehabilitationsverlauf verkehrsauffälliger Kraftfahrer. BASt Forschung kompakt.
https://www.bast.de/DE/Publikationen/Foko/2013-2012/2012-03.html
Haufe. (2024). § 19 Die Medizinisch-Psychologische Untersuchung - Wirksamkeit der MPU. Haufe.
https://www.haufe.de/id/beitrag/19-die-medizinisch-psychologische-untersuchung-i-wirksamkeit-der-mpu-HI16704146.html
Presseportal. (2011). MPU schützt vor Rückfällen / Studie der Universität Bonn belegt den Erfolg der Medizinisch-Psychologischen Untersuchung. Presseportal.
https://www.presseportal.de/pm/65031/2110985
TÜV-Verband. (2015). Studie verdeutlicht: MPU schützt vor Rückfällen. TÜV-Verband.
https://mitglieder.tuev-verband.de/archiv/themen/mobilitaet/fahreignung_mpu/studie-mpu-schuetzt-vor-rueckfaellen
TÜV-Verband. (2015). EVA-MPU – Zur Legalbewährung alkoholauffälliger Kraftfahrer nach medizinisch-psychologischer Begutachtung. TÜV-Verband.
https://mitglieder.tuev-verband.de/archiv/dok_view?oid=514432